Flugkasten-Meisterschaft des VSF in Männedorf - Schweiz

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Ein Auftakt nach Maß

 

Rückblick auf das internationale Flugkastentreffen vom 30.05.-02.06.2019 in

 

Männedorf am Zürichsee/Schweiz

 

 

 

Am Auffahrtswochenende (Christi Himmelfahrt) fand das im Zweijahresrhythmus

 

durchgeführte internationale Flugkasten (kurz FK)-Treffen des VSF (Vereinigung

 

Schweizerischer Flugtaubensportler) vor traumhafter Kulisse statt. Das Turnier war mit der

 

europäischen Elite des Flugtaubensports bestückt. Teilnehmende Länder waren

 

Deutschland, Frankreich, Slowenien, Tschechien, Niederlande, Kroatien, Türkei und

 

natürlich die Schweiz als Ausrichter.

 

 

 

Das Fluggelände befand sich neben dem landwirtschaftlich genutzten Bauernhof von

 

Christian Gyr, der selbst passionierter Rassetaubenzüchter ist. Er stellte dazu eine Wiese als

 

Fluggelände zur Verfügung. Hier herzlichen Dank dafür.

 

 

 

War doch der Platz gut gewählt neben der Kleintierzuchtanlage Pfannenstiel, war es kein

 

einfaches Gelände für Flugtauben. So haben die meisten Sportfreunde keinen

 

angrenzenden See am Trainingsgelände um ihre Tiere ideal situativ vorzubereiten.

 

Von einem Plateau ging es talwärts zum Zürichsee. Einige Züchter befürchteten, dass die

 

Tauben Richtung Wasser wegziehen könnten und dadurch Verluste entstehen. Doch die wie

 

auf den Punkt bestellte Sonne brachte gute Thermik mit.

 

Für Besucher und Wertungsrichter war die Kulisse traumhaft. Von der Flugleitung aus

 

rechter Hand lag der See. Im Hintergrund waren die schneebedeckten Gipfel einer typischen

 

Schweizer Berglandschaft zu sehen. Direkt vor einem eine Wiese mit Flugkasten und

 

darüber spielende Tauben. Herrlich! Züchterherz, was willst du mehr!

 

 

 

Das schweizerische Treffen war der Start in eine lange Flugkastensaison. Terminlich etwas

 

früh gelegen, da durch die Schlechtwetterperiode im April mit viel Wind und Regen noch

 

nicht alle Tauben auf höchstem Leistungsniveau standen. Teilweise brauchen die

 

Jungtauben auch noch etwas Zeit zum Reifen. Hintergrund den Termin zu diesem Zeitpunkt

 

und an diesem Ort zu legen, war die alljährliche Frühjahrsausstellung des

 

Kleintierzuchtvereins Pfannenstiel unter der Leitung von Marcel Kuster.

 

Die Planung des neugewählten VSF– Vorsitzenden Franco Visona aus Ennetbürgen, Kanton

 

Nidwalden mit seinem Team ging voll auf. Das Interesse der Besucher war sehr groß. Die

 

aufkommenden Fragen wurden durch VSF- Mitglieder bzw. die Flugteilnehmer beantwortet.

 

Selbst die Tierschützer unter den Zuschauern konnten positiv gestimmt werden.

 

 

 

Den Flugteilnehmern wurden nicht nur ein optimaler Rahmen für die Veranstaltung geboten,

 

nein, es wurden auch Synergieeffekte zwischen Flugtaubensportlern und Kleintierzüchtern

 

erzeugt. „Wir sitzen doch alle in einem Boot“, so Visona.

 

 

 

Auf der Schau wurden verschiedene Kaninchenrassen, Ziegen, Pferde, Meerschweinchen

 

und Hühner gezeigt. Da ich selbst aus der Rassegeflügelszene komme, hatte ich ein

 

besonderes Auge auf die Hühner und Zwerghühner. Besonders hat mir ein Stamm Zwerg -

 

Wyandotten, gold-weißgesäumt gefallen, aber auch Raritäten wie Italiener, kennfarbig,

 

Zwerg-Kastilianer und Appenzeller Zwerg-Barthühner in rebhuhnfarbig waren zu sehen.

 

Des Weiteren hatte der VSF, der auch den Hochflug betreut, eine schöne Voliere mit Wiener

 

Hochfliegern gestellt. Das Interesse der Kinder mit ihren Eltern war sehr groß.

 

 

 

Mich verbindet mit der Schweiz nicht nur die Affinität zum Flugtaubensport. Bereits seit 1990

 

bin ich mit dem Summiswalder Fritz Eggimann berfreundet und habe dadurch viele

 

Schweizer Rassetaubenzüchter und Preisrichter kennengelernt.

 

Der Ort Viernau ist mit den Schweizer Tauben tief verwurzelt.

 

 

 

Am Donnerstagnachmittag bin ich gegen 13.30 Uhr auf dem Fluggelände angekommen.

 

Keine 5 Minuten später durfte ich mit Werten beginnen. Um eine Gleichmäßigkeit in der

 

Beurteilung der Stiche zu bekommen, sollten immer zwei Richter die jeweilige Klasse

 

komplett über den gesamten Turnierverlauf hinweg durchwerten. Geflogen wurden

 

Birmingham Roller (BR), Orientalische Roller (OR), Galatzer Roller (GR), die Purzlerklasse

 

mit Broder Purzler (BP), Elsterpurzler (EP) und Siebenbürger Doppelkuppige Tümmler (SP),

 

in der Rolltümmlerklasse die Sisaker Roller (Sis), in der Klatschtümmler-Klasse (KT) Bakina

 

(Bak), Mardin- Takla als Solo oder als 3er Stich, bei den Sturzflugtauben die Klassen

 

Wammen (Wa) und Wuta (Wu), in der Klasse der Drehsturztauben Dönek und in der Klasse

 

der Spielflugtauben Kelebek (Ke). Dazu Rakonitzer Roller in der offenen Klasse.

 

 

 

Den Start des Turniers machte Peter Lhotsky aus Deutschland mit seinem Stich OR.

 

Peter gehört zu einen der Erfahrensten in der FK- Szene. Als Wertungsrichterpartner wurde

 

mir der Vorsitzende des DFC (Deutscher Flugroller Club) Jürgen Siebert zur Seite gestellt.

 

Die OR zeigten sich gut. Leider triftete eine Taube aus dem Stich ab, die wenige Tage später

 

in Zug bei einem Züchter auftauchte. Er verlor dadurch 1/3 der erflogenen Punkte. Nichts

 

desto trotz flog Lhotsky anschließend einen schönen Stich GR. Diese zeigten schöne tiefe

 

Figuren mit Rollen und Mühle. Am Ende war das der 2. Platz mit 127 Punkten in 18 Minuten

 

in der Gruppe der GR. Danach ließ er einen Stich Bakina fliegen. Diese erflogen beachtliche

 

78 Punkte in 16 Minuten. Bewertet von Heinz Gerber und mir. Bakina zählen zur Gruppe der

 

Klatschtümmler. Anschließend flog Peter einen herrlichen Stich Rakonitzer Roller in der

 

offenen Klasse. Die Tauben besitzen eine schöne Ganselzeichnung. Der Stich erflog 40

 

Punkte in 9 Minuten. Wertungsrichter (WR) Frank Gessner (D) und Franco Visona.

 

 

 

Als nächster Teilnehmer startete einer der besten Flugkastenflieger aus dem Vorjahr. Der

 

Schweizer Heinz Gerber aus Bärau im Emmental. Immer wenn Heinz aufs Feld fährt, gibt es

 

Action. Zuerst startete er Wammen. Wertungsrichter waren Uwe Seeger (D) und Frank

 

Gessner. Mit seinem „Wedel“ brachte er die Tiere gut in Oberluft (Kopf und Schwanz nicht

 

mehr sichtbar). Dann die Ansage „ich droppe“ und schon flog eine Schar Barbarisi Mövchen

 

um den Flugkasten. Die Wammen reagierten sofort und stürzten gradlinig ohne

 

Unterbrechung auf den Kasten. Nach wenigen Augenblicken waren alle darin verschwunden.

 

Alle Zuschauer waren begeistert. Lautes Klatschen war zu hören. Der Flug brachte 518

 

Punkte bei einer Droppzeit von 22 Sekunden. Diese Leistung brachte verdient den 1. Rang

 

in der Kategorie Wammen. Danach startete er einen Stich Wuta. Die Tauben gewannen

 

schnell an Höhe. Eben wurden die Tiere noch in Oberluft gesehen, aber plötzlich waren alle

 

unerklärlich verschwunden. Schade, denn auch diese Tiere hatten Potential. Eine Taube

 

kam am späten Abend zurück, eine am nächsten Morgen und eine wird noch vermisst. Als

 

weitere Rassen zeigte Heinz noch Dunek (2. Platz mit 56 Punkten in 13 Minuten), Galatzer

 

Roller (3. Platz 80 Punkte 17 Minuten) und einen 4er-Stich Kelebek.

 

 

 

Abschließend am 1. Flugtag flog das Urgestein des schweizerischen Flugtaubensports Hans

 

Ganz aus Rorbas seine Tiere dem Publikum und den Wertungsrichtern vor. Hans konnte im

 

letzten November seinen 75. Geburtstag feiern und war somit der Älteste im Feld der aktiven

 

Teilnehmer. Er war der Ausrichter des vorherigen Flugkastentreffens 2017 in Rorbas,

 

welches auch bestens organisiert war. Zuerst startete Hans ein Stich Wuta. Leider blieben

 

sie in mittlerer Höhe und zogen nicht in Oberluft. Nach dem Sturz sprangen alle Tiere ein.

 

Die beiden Wertungsrichter Uwe Seeger und Frank Gessner quittierten 445 Punkte bei einer

 

Lockzeit von 12 Sekunden in 9 Minuten. Dies brachte in der Endabrechnung Platz 2 für Hans

 

Ganz. Anschließend durfte sein Stich OR starten. Die Tiere waren aus den Jahren 2017 und

 

2018. Die Alttiere zeigten schöne, tiefe Figuren und variantenreiches Spielen. Ein Tier flog

 

etwas entfernt aus dem Stich, sodass nicht alle Aktionen sauber zu sehen waren. Am

 

Schluss standen 111 Punkte in 30 Minuten auf dem Protokoll der Wertungsrichter. Dies ist

 

schon nicht schlecht. Aber aufgrund eines sehr starken Starterfeldes mit 7 Teilnehmern aus

 

4 Ländern und eines gleichmäßigen Leistungsniveaus reichte es am Ende nur für den 4.

 

Platz.

 

 

 

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Gruppe der Orientalischen Roller schon im letzten Jahr

 

stark war. Aus meiner Sicht die beste Klasse des Turniers. Es gab keine großen Ausfälle.

 

Karl Fehnle (D) errang mit 133 Punkten in 13 Minuten den 2. Platz. Petar Brlosic (HR)

 

erzielte mit 119 Punkte in 30 Minuten den 3. Platz und Marcel Steegh (NL) mit 85 Punkten in

 

30 Minuten den 6. Platz. Diese Sportfreunde zeigten beachtliche Jungtiere, die sich in der

 

Saison sicher noch verbessern werden. Die Tiere waren einfach noch etwas jung. Dusan

 

Colic aus Solothurn hatte etwas Pech. Während des Fluges öffnete sich an seinem

 

Flugkasten eine Klappe und der Stich Birmingham Roller vom Vorflug konnte entwischen. So

 

störten diese seinen OR- Stich im Flug und ein OR landete sofort. Schade, denn auch seine

 

Tiere haben ein höheres Leistungspotential. Diesmal reichte es nur zu Platz 7 mit 38

 

Punkten in 20 Minuten.

 

 

 

Nach den Wettflügen am Donnerstag ging es zum Nachtessen in die Kleintierzuchtanlage,

 

wo uns Marcel Kuster mit einem leckeren Pilzrisotto oder verschiedenen

 

Würstchenkreationen verwöhnte. Bei einem Glas Rotwein ließen wir es uns schmecken. Den

 

Tagesausklang machten wir bei Christian Gyr auf dem Hof bei einem gemütlichen Feuer. Es

 

wurde viel diskutiert und besprochen. Später am Abend grillte Christian noch einige leckere

 

Würste über dem Feuer. Alle griffen gerne zu. Erfreulich war, dass sich der dreimalige

 

Weltmeister im Birmingham- Kit- Fliegen Heine Bijker aus den Niederlanden mit seiner Frau

 

in unserer Mitte befand. Die beiden hatten wir, Franco Visona, Heinz Gerber, Hans Ganz,

 

Heinz Keller und ich während einer Züchterrundreise im Vorjahr besucht.

 

 

 

Am Freitagmorgen um 8.25 Uhr startete Jürgen Siebert einen Stich Elsterpurzler. Diese sieht

 

man leider nicht mehr so oft. Durch die charakteristische Elsterzeichnung ergibt sich ein

 

tolles Flugbild. Die Wertungsrichter Heinz Gerber und Uwe Seeger protokollierten 23

 

Einzelüberschläge in 5 Minuten. Im Anschluss startete Jürgen seine Takla in den Disziplinen

 

KT- Stich und KT- Solo. Schade, dass zwei von Jürgens Tauben aus dem Stich zu viel

 

Fluglust hatten und nicht landen wollten. So bekam er nach dem Reglement leider 140

 

Minuspunkte (2/3 Abzug von der Gesamtpunktzahl). Beim Landen und Einspringen aller

 

Tiere hätte Jürgen die Klasse gewonnen. Die Klasse KT-Stich konnte Musa Celik mit Mardin-

 

Takla gewinnen. Er erzielte 145 Punkte in 26 Minuten. Gefolgt von Peter Lhotsky mit Bakina

 

mit 78 Punkten in 16 Minuten und Jürgen Siebert wieder mit Takla in 30 Minuten mit 72

 

Punkten.

 

 

 

Pech hatte auch der Tscheche Josef Voráček. Ihm wurde während des Wertungsfluges ein

 

Birmingham Roller vom Wanderfalken sichtbar geschlagen. Gleiches passierte auch Musa

 

Celik aus Frankreich mit einem Takla. Hier half alles Klatschen, Rufen und Brüllen nichts.

 

Kaum befand sich die Taube in den Fängen des Greifs, wurde dieser von einem Rotmilan

 

verfolgt, um ihm die Beute abzujagen. Es war amüsant und traurig zu gleich. Alle

 

Sportfreunde zeigten sich betroffen, nur ein Ornithologe unter den Zuschauern freute sich

 

mal wieder einen Wanderfalken zu sehen. Schnell wurden einige Fotos geschossen. Für uns

 

Taubenzüchter leider kein seltenes Bild. Josef wurde mit einen schönen Mardin-Takla

 

Soloflug entschädigt. Hier errang er mit 106 Punkte in 22 Minuten den 1. Platz. Seine Taube

 

zog schöne Kerzen mit vielen Einzelüberschlägen darin. Wertungsrichter hier Heinz Gerber

 

und ich.

 

 

 

In der Klasse Klatschtümmler-Stich startete auch Martin Mörter aus Uerschhausen im

 

Kanton Thurgau. Seine Bakina weiß mit schwarzen Schwanz zeigten ein tolles Flugbild.

 

Auch flogen alle drei Tauben schön zusammen. Am Ende brachten 56 Punkte in 25 Minuten

 

den 4. Platz in der Wertungsklasse (KT- Stich). Martin zeigte sich zufrieden. Trotzdem eine

 

beachtliche Leistung. Bedenkt man, dass er überhaupt erst 3 Jahre FK fliegt und vor zwei

 

Jahren das erste Mal zu einer Meisterschaft startete, kann man ihn nur zu seinem Fortschritt

 

beglückwünschen. Martin kommt ebenfalls aus der Rassetaubenzucht. Er züchtet neben

 

seinen Flugtauben auch noch Fränkische Feldfarbentauben in schwarz, Eichbühler und

 

andere Rassen. Unterhält man sich mit dem sympathischen Schweizer neben dem

 

Flugplatz, erzählt er voller Stolz und Dankbarkeit von der Unterstützung durch Hans Ganz.

 

Das Tiermaterial stammt ursprünglich aus dem Schlag des Rorbasers. Auch berät er ihn im

 

Umgang mit den Droppern und dem Flugkasten. Eine tolle und beispielhafte

 

Zusammenarbeit. So macht das Hobby Spaß.

 

 

 

Erstmals habe ich Rumänische Nackthalstümmler bei einer Meisterschaft gesehen. Diese

 

haben Elly und Walter Mollenkopf (D) als Dropper (Locktauben) für ihre Purzler. Sie sind mit

 

den Siebenbürger Doppelkuppigen Tümmlern und Broder Purzlern fast auf jeder

 

Meisterschaft anwesend. Sie gehören zum aktiven Stammpersonal in der Flugtaubenszene.

 

Erstmals zeigten sie auch Dönek.

 

 

 

Die Änderung vom letzten Jahr in der Wertungsordnung, den Flug nur noch mit einer Taube

 

im Einzelstart und nicht mehr im Stich zu starten, brachte doch den gewünschten Effekt zu

 

mehr Flugteilnehmern. So konnten fünf Flüge gezählt werden. Franco Visona als Präsident

 

der EFU (Europäischen Flugroller Union) zeigte sich sichtlich zufrieden. Zusammenfassend

 

geht es bei den Drehsturztauben um die Geschwindigkeit und Länge der Drehung nach dem

 

Droppen. Drehtauben können innerhalb der Höchstflugzeit von 30 Minuten maximal drei Mal

 

gestartet werden. Unterschieden werden die Drehfiguren in offen (die Drehungen sollen

 

möglichst schnell mit weit geöffneten Schwingen erfolgen) und eng (die Drehungen sollen

 

möglichst schnell mit angelegten Schwingen erfolgen). In Männedorf wurden nur

 

offendrehende Dönek (türkischer Dunek) gezeigt.

 

Erfolgreich war hier Musa Celik mit 72 Punkten bei einer Flugzeit von 5 Minuten und Heinz

 

Gerber mit 56 Punkten bei einer Flugzeit von 13 Minuten.

 

 

 

Die Klasse der Birmingham Roller bewerteten Veit Träger und Uwe Seeger aus Deutschland.

 

Die Klasse war mit 4 Startern ehr schwach besetzt. Bemängelt wurde hier teilweise die

 

Rolltiefe und Rollgeschwindigkeit. Für Jungtiere war der Termin leider noch zu früh. Sieger in

 

der Klasse wurde ein stetiger Teilnehmer mit langer Erfahrung Eckard Bähschnitt (D) mit 84

 

Punkten in 27 Minuten vor dem Schweizer Dusan Colic mit 78 Punkten in 10 Minuten, Josef

 

Voráček mit 46 Punkte in 15 Minuten und Marcel Steegh mit 42 Punkten in 30 Minuten.

 

Spricht man mit Dusan, den alle Dule nennen, erklärt dieser, dass ein normales Training fast

 

nicht mehr möglich ist. Durch ständige Angriffe des Wanderfalken sind die Tiere verletzt,

 

werden geschlagen oder sind stark verängstigt. Somit fehlt Kondition und die nötige

 

Sicherheit für Meisterschaften. Leider hört man dies auch von anderen Züchtern. Für

 

unseren schönen Flugtaubensport stellen die Greifvögel nach wie vor eine ernsthafte Gefahr

 

dar.

 

 

 

Der zweite Wettkampftag wurde mit dem Nachtessen Hörnli mit Gehackten

 

abgeschlossen. An diesem Freitag zog es einige BR-Züchter nach Zug. Darunter auch die

 

beiden VSF- Mitglieder Hamdja Deomic und Samir Besirovic, des Weiteren Ivica Jakesevic

 

(D) und Marcel Steegh. Dort hatte Jozef Krasniqi das Startrecht und den Termin für seinen

 

Europacup-Flug im Birmingham Kit- Flug. Als Wertungsrichter war der ehemalige

 

Weltmeister Eric Laidler aus Dänemark mit dem Flugzeug angereist. Zuvor hatte er bei den

 

Brüdern Ungar in Deutschland gewertet. Hier müssen wenn möglich alle 15- 20 gestarteten

 

Tauben in einem Kit möglichst synchron und gleichmäßig abrollen. Die Wertungszeit beträgt

 

20 Minuten. Die erreichten Punkte der sogenannten „breaks“ werden dann anschließend mit

 

einem Multiplikator für Rolltiefe und einem für Rollqualität multipliziert. Mehr als 1 Taube darf

 

den Kit nicht verlassen, ansonsten wird dieser disqualifiziert. Dies erfordert eine hohe

 

züchterische Leistung von mehreren Jahren. Für den Betrachter ein tolles Spiel. So etwas

 

sollte man sich als Taubenzüchter mal anschauen. Es ist wirklich sehenswert.

 

 

 

Die Wettflüge starteten am Samstagmorgen um 8.05 Uhr bei herrlichem Wetter mit einem

 

Kracher. Der Vorsitzende des kroatischen Verbandes (HKP) Petar Brlosic ist ein Meister

 

seines Faches. Es ist sehenswert ihm zuzuschauen, schon allein der Umgang mit seinen

 

handzahmen Droppern ist bemerkenswert. Den Wertungsrichtern Uwe Seeger und Heinz

 

Gerber flog er einen starken Stich Broder Purzler mit 313 Punkten in 27 Minuten vor. Im

 

Anschluss zeigte er einen der besten Stiche des Turniers mit seinen Galatzer Rollern. Dort

 

konnte Petar seinen eigenen Europarekord aus dem Vorjahr überbieten. Am Ende standen

 

237 Punkte in 30 Minuten zu Buche. Es war ein toller Flug. Die Tauben waren für Jürgen

 

Siebert und mich als WR immer gut im Blick. Sie zeigten oft Rollen und Mühle in

 

Kombination. Auch tiefe Figuren für Doppelpunkte waren dabei. Auf die Kommandos von

 

Petar reagierten sie sofort. Nach dem die Wertungszeit beendet war, setzte er die Dropper,

 

in kurzer Zeit landeten die Tauben und sprangen ein. Super!!! Glückwunsch zu dieser

 

Leistung.

 

 

 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass der Kroate nicht nur auf Leistung im Flug

 

züchtet. Nein, er achtet auf Standardvorgaben. So stellte er im letzten Jahr zur Europaschau

 

in Herning (Dänemark) einen Europachampion bei den Broder Purzlern. Gleiches gilt für

 

Saša Miljanović einen weiteren Kroaten, mit seinem Sisakern, die in die Klasse der

 

Rolltümmler gehören. Er konnte in Herning auch einen Europachampion stellen und im

 

Turnier erreichte er den 1. Platz mit 46 Punkten in 30 Minuten. Schade, er hatte an diesem

 

Tag Probleme mit seinen Droppern. So musste er 90 Minuspunkte hinnehmen, da diese in

 

der geforderten Zeit nicht einsprangen.

 

 

 

Am Samstag, dem letzten Wettkampftag, startete auch der Franzose mit türkischen Wurzeln

 

Musa Celik. Unter den Flugtaubenfreunden kennt ihn jeder. Wenn er mit seinem

 

umgebauten Hänger aufs Feld fährt und seine rote Plane ausbreitet, beginnt die Show. Musa

 

Celik startete in 8 Wertungsklassen, von denen er in 5 als Sieger vom Feld ging. Eine tolle

 

Leistung. Es ist zu erwähnen, dass Musa der einzige „Profi“ von allen Startern ist. Er

 

präsentiert seine Flugakrobaten täglich in einem französischen Freizeitpark. Trotzdem

 

bedeuten 8 Stiche eine maximale Wertungszeit von 4 Stunden, egal bei welchem Wetter.

 

Herausragend waren für mich seine Orientalischen Roller. Sie flogen in unterer Höhe ständig

 

in der Nähe des Flugplatzes. Es waren jährige und damit erfahrene Tiere, aber sie brannten

 

regelrecht ein Feuerwerk ab. Tolle Figuren. Sie zeigten, warum der OR zurecht König der

 

Lüfte genannt wird. Schade, dass er nicht die seltenen Dolapaci im Repertoire hatte. Musa

 

führte auch Kelebek (übersetzt aus dem Türkischen „Schmetterling“) im 4er Stich vor. In

 

dieser Klasse streuten die Leistungen doch sehr. Wertungsrichter waren Franco Visona und

 

Veit Träger. Als dieser abreiste, war ich dann an dessen Stelle. Der Schweizer Franco

 

Visona ist der Spezialist und Vorreiter dieser Rasse. Er selbst besitzt ca. 250 Kelebek, die er

 

in einer vorbildlichen Schlaganlage untergebracht hat. Fliegen dürfen sie mit Blick auf den

 

Vierwaldstädter See. Visona war im letzten Jahr EFU-Champion in der

 

Heimatschlagwertung. Ich selbst kann täglich Kelebek im Training bei meinem Bruder Stefan

 

sehen, der sich stetig Tiere mit Franco austauscht. Im Turnier zeigen die Tiere oft nicht den

 

typischen Schmetterlingsflug.

 

 

 

Die Kelebek von Musa Celik zeigten teilweise schöne Spiralflüge, gingen aber nicht in

 

Oberluft. Dagegen flogen die Tauben von Romain Moccafico aus Frankreich sehr hoch,

 

zeigten aber kaum Schmetterlingsflug und Spiralflüge. Da die Tauben auf das Kommando

 

nicht reagierten und weiter flogen, verlor der Sportfreund seine erreichten Punkte. Im Turnier

 

starteten insgesamt vier 4er Stiche. Erster wurde Musa Celik mit 210 Punkten in 30 Minuten.

 

Auch hier war ein Tier nicht zurück. Dann folgte Josef Voráček mit 120 Punkten in 8 Minuten

 

und Heinz Gerber mit 70 Punkten ebenfalls in 8 Minuten. Den 4. Platz erhielt Sportfreund

 

Moccafico mit 0 Punkten.

 

 

 

Nachdem alle Teilnehmer gestartet waren, wurden die Urkunden durch Andrea Visona und

 

Christian Wingeier (in der EFU als Schriftführer tätig) geschrieben. Dafür herzlichen Dank!!

 

Gegen 19.00 Uhr war dann die Rangverkündung im vollen Zelt der Kleintierzuchtanlage. Zur

 

Einstimmung sang das „Jodelchörli Stäfa“ ein Lied. Franco Visona in Funktion als EFU-

 

Präsident und Präsident des VSF sprach einige Worte zur Eröffnung. Er dankte allen

 

Teilnehmern und Besuchern. Ein besonderer Dank galt den Wertungsrichtern für ihre

 

Einsatzbereitschaft, ohne die ein Turnier nicht möglich wäre. Sie erhielten ein Weinpräsent

 

und ein Kuss von Andrea. Dies spornt für ein kommendes Turnier natürlich wieder an.

 

Weiterhin dankte Franco Marcel Kuster und seinem Team für die optimale Versorgung. Ein

 

Dank ging an Christian Gyr für seine Mühe für den Turnierplatz und die bereit gestellten

 

Käfige. Abschließend dankte Franco Visona seiner Frau Andrea, die ihn bei der

 

Durchführung des Turniers zur Seite gestanden hat. Hinter jeden starken Mann steht eine

 

starke Frau. Ohne die Unterstützung der Partnerin wäre unser Hobby in der Form nicht

 

machbar. Der Abend ist mit toller musikalischer Umrahmung viel zu schnell vorüber

 

gegangen.

 

 

 

Viele Sportfreunde machten sich auf den teilweise langen Heimweg. Ich blieb bis

 

Sonntagmorgen. Immerhin stand die Schlagbesichtigung bei Christian Gyr auf dem

 

Programm. Dort konnte ich herrliche Tauben sehen. Startauben in blau mit feinen Binden

 

und knallroten Augen. Auf der Scheune saßen Startauben in schwarz und feine

 

Silberschuppen. Züricher Weisschwänze, schwarz mit tollem Grünlack, Egerländer

 

Klatschkröpfer und Wiener Hochflieger. Eine echte Augenweide. Abends nach Beendigung

 

der Wertungsflüge bekam Christian immer den kurzen Anruf von Franco „du darfst jetzt

 

öffnen“. Wenige Augenblicke später wurde es schwarz am Himmel und ca. 300 Tauben

 

kreisten über Christians Scheune. Ein toller Anblick. Es hat mich auch gefreut, dass mit

 

Peter Berger aus Sissach und Roby Lung aus Ingwiller im Elsass zwei aktive

 

Hochflugsportler mit Wiener Hochfliegern unter den Gästen des Turniers waren. Ein Dank

 

gilt auch Yela Keller, die tolle Fotos für uns gemacht hat. Resümierend eine tolle

 

Meisterschaft, die allen Beteiligten lange in Erinnerung bleiben wird. Es waren schöne Tage

 

in der Schweiz. Immerhin wurden 46 Stiche in 12 Wertungsklassen gezeigt. Ich kann nur

 

jedem empfehlen sich so eine Meisterschaft mal anzuschauen. Das Zusammenspiel

 

zwischen Mensch und Tier ist faszinierend.

 

 

 

Die nächste schweizerische Meisterschaft wird 2021 unter der Leitung von Jozef „Seppi“

 

Krasniqi, neuer Leiter der Gruppe Kunstflug im VSF, stattfinden. Ort und Datum werden

 

rechtzeitig bekannt gegeben. Erste Verhandlungen laufen bereits.

 

 

 

Der Bericht wiederspiegelt meine persönlichen Eindrücke zu dieser Meisterschaft. Sollte ich

 

etwas vergessen oder vertauscht haben, bitte ich um Entschuldigung. Leider kann man nicht

 

immer und alles genau im Auge behalten. Ich bitte um Verständnis.

 

 

 

Abschließend bedanke ich mich im Namen des VSF bei jedem, der in irgendeiner Form zum

 

Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat. Das Zusammenwirken zwischen

 

Kleintierzüchtern und Flugtaubensportlern war hervorragend. Gerne sind wir mal wieder in

 

Männedorf zu Gast.

 

 

 

Mit sportlichem Gruß

 

 

 

Marco Schneider, Viernau

 

 

 

Mitglied im VSF

 

 

 

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