Eindrücke um das Fluggeschehen mit den Dolapci in Denizli

 

 

Über unsere kürzlich stattgefundene Türkei-Reise wird Hanns Beyer demnächst einen Reisebericht verfassen.

Vorab möchte ich aber unsere Eindrücke zum Fluggeschehen um die Dolapci –Tauben zu Papier bringen.

Unser eigentlicher Grund  dieser Reise war ja die Dolapci Taube.

Ich hatte mir diese Tauben besorgt, weil sie im Stich geflogen wurden, aber den Dunek doch sehr ähnlich sein sollen.

Dies bedeutet geringerer Zeitaufwand als bei vielen Einzelstarts und weniger enger Kontakt mit den Tauben. Das war für mich wichtig, da ich Probleme mit dem Federstaub habe!

Das meine Dolapcis nicht das gelbe vom Ei waren, wurde mir bald klar, auch durch den E-Mail Kontakt mit Turgay Güroz. Was er mir so schrieb, passte kaum zu meinen Tauben. In seiner auf deutsch verfassten Home Page, wurden der Flugstil ganz anders beschrieben als das, was meine Dolapcis zeigten.

Wir  flogen also, wie Hanns es noch beschreiben wird, nach Antalya um uns vor Ort ein Bild zu machen.

Durch Turgay lernten wir viele Dolapci-Züchter kennen, vor allem aber Iskender Damgaci, den man, so kann man ruhig sagen, als den Mentor der Dolapci-Rasse bezeichnen kann.

Nach den Angaben unserer Gastgeber wird diese Rasse in den Städten Denizli, Ispadia, Burdur und vereinzelt in Antalya geflogen. In Denezli soll es mindestens 1000 Flugtaubensportler geben, von denen der größte Teil Dolapci züchtet und fliegt!  Vor zwei, drei Jahren hat sich nun ein Verein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, diese Rasse zu erhalten. Das heißt vor allem den typischen Flugstil zu erhalten.

Wie man uns sagte kommen nun seit einigen Jahrzehnten immer mehr Duneks nach Denizli, diese kannte man vorher überhaupt nicht. Sie werden anscheinend immer wieder in die Dolapcis eingekreuzt und wie kann es anders sein, der typische Flugstil der Rasse geht verloren!

Um den entgegen zu steuern hat der Dolapci-Verein nun eine Wettflugordnung aufgestellt und hiernach fliegen sie auch seit zwei Jahren.

Es gibt nun bei den Züchtern dieser Rasse in der EFU recht unterschiedliche Meinungen darüber, ob man diese Rasse überhaupt bewerten sollte oder nicht.

Nun, ich denke, wer nicht nach einer WO fliegen will, dem steht das ja frei, den anderen aber sollte man schon die Möglichkeit geben, ihre Tauben bewerten zu lassen.Zumal dies auch der ausdrückliche Wunsch der Taubenfreunde aus Denizli ist.

Wie sollen die Dolapci nun fliegen?

Man startet die Tauben dort gelegentlich einzeln oder im Zweierstich, so werden die Tauben nur geflogen, um die Drehqualität einzelner Tiere zu beurteilen.Meist fliegen 5, 10 oder auch viel mehr Tauben. Hier wird nun auf mehrere Kriterien geachtet.

Es wird gerne gesehen, wenn die Tauben schnell nach oben steigen, wir haben sehr oft Stiche in Oberluft gesehen. Bewertet werden sie aber erst, wenn sie wieder nach unten kommen, also Grenze zwischen mittlerer unter unterer Höhe.

So wie wir es gesehen haben, bleiben sie nicht länger als 5-10 Minuten weiter oben, dann kommen sie tiefer.

Großen Wert wird auf sehr schnellen Flug gelegt, was dort auch mit Punkten belohnt wird.

Ein weiterer Bewertungspunkt ist der Pulkflug, bei den Kelebek wird dies Schmetterlingsflug genannt, es sieht auch ähnlich aus, die Tauben bleiben aber viel enger beisammen.

Sie fliegen hierbei kreuz und quer durcheinander, möglichst schnell ohne sich dabei weit voneinander zu entfernen. Dabei lösen sich immer wieder welche aus dem Pulk und stürzen nach unten, brechen ab und schließen wieder auf.Im Idealfall sollen das möglichst viele Tauben tun und möglichst oft!

Kommen wir zum Sturz selbst. Viele von uns kennen den Drehsturz der Dunek, viele tun sich mit der Beurteilung aber schwer. Sie zeigen die sogenannte Teller, Kelch oder Schüsseldrehung. Die Drehung der Dolapci sieht aber etwas anders aus.

 

 

Stellt man sich eine gedachte Linie vor, nicht ganz senkrecht, auf dieser Linie entlang bewegen sich Schnabel, Körper und Schwanz nach unten. Die Flügel sind dabei weit nach außen gestreckt. Dies ist die einzige Drehfigur , die beim Dolapci in der Türkei bewertet wird!

Die Länge der Drehfigur ist hingegen nicht so wichtig, entscheidend ist die Schnelligkeit, man könnte es, auch wenn es etwas abwegig klingt, mit der Beschreibung des BR vergleichen

Sehr schnell und unzählbar“. Langsame Drehungen werden nicht bewertet! Auch Spiraldrehungen , mögen sie noch so lang sein ,zählen nicht!!

Es ergibt sich hieraus von selbst, das ein Dolap, so wird eine Drehfigur bezeichnet, mehrere Meter lang ist.

Zuchtziel bei den Dolapci ist ein recht häufiges zeigen dieser Figur.

Unerheblich ist dabei, ob diese z.B. 3 oder 10 Meter lang ist.

Eine Taube kann aber auch während eines einzigen Sturzes mehrere Bewertungspunkte bekommen und zwar dann, wenn sie die Drehrichtung ändert. Bei jedem Drehrichtungswechsel gibt es einen Punkt. Diese sind mit dem bloßen Auge sehr gut zu sehen.

Wir konnten einige male beobachten, wie Tauben einen langen Sturz zeigten, bei dem 4-5 mal die Drehrichtung gewechselt wurde.

Diese längeren Drehungen zeigten die Tauben meist beim Droppen. Das Droppen selbst erfolgt anders als bei uns, nicht mit weißen  Droppern sondern immer mit Schlaggenossen, meist von der eigenen Rasse.

Meist wurden die Tauben nach 5-10 Minuten gedroppt. Sie sollen dann möglichst sofort und mit vielen Drehvorgängen (Dolap`s) in Richtung Schlag stürzen.

Das Droppen ist also immer der Abschluss bei jedem Wertungsflug und dementsprechend wichtig.

Wir haben uns nun den Flugstil und die Bewertung der Dolapci erklären lassen und haben auch die türkische WO studiert. Eines war uns aber von Anfang an klar, es ist das gleiche wie bei der Bewertung der Takla oder Dunek. Es ist für uns in der EFU nicht möglich, eine so umfangreiche und detaillierte  Bewertung für uns zu übernehmen. Eine solche WO würde sich bei uns nie durchsetzen.

Sie muss bei uns überschaubar und leicht verständlich sein!

Möglicherweise haben wir in Westeuropa eine etwas andere Mentalität, sicher ist aber, die Voraussetzungen dort und bei uns sind ganz anders.

Dort sind bei einem Wertungsflug viele Dolapci Züchter, die diese Rasse genau kennen, anwesend. Es werden  vier Richter eingesetzt. Wertungsrichter zu bekommen ist kein Problem. Die Beurteilung findet für alle Teilnehmer innerhalb von einigen Wochen statt.

Und bei uns? Möchte ich z.B. meine Dolapci bewerten lassen, muss ich erst einen WR finden, der das Grundwissen besitzt und den WR Ausweis. Dann wohnt er einige hundert Kilometer entfernt usw., wir kennen das ja.

Diese Probleme haben wir auch mit den türkischen Taubenfreunden besprochen, und ich denke, sie haben unsere Situation auch verstanden.

Wir sind uns aber einig in unseren Vorstellungen, das Punktevergabe und verschiedene andere Modalitäten um das Fluggeschehen nicht so wichtig sind. Wichtig und entscheidend ist,

dass wir den selben Flugstil und das selbe Drehbild anstreben und bewerten.

Zum Schluss noch ein kurzer Einblick in die türkische Dolapci WO.

 

Bei einem Wertungsflug sind immer ein WR und drei Kontroll-Richter anwesend. Der Flug besteht aus zwei getrennten Flügen. Zuerst startet der Teilnehmer eine Taube sowie mehrere andersfarbige Tauben, gleicher Rasse. Es werden nur die Drehvorgänge dieser einen Taube bewertet. Sie werden zusammengezählt, wie etwa die Punkte bei unseren Rollern.

Danach startet der Teilnehmer einen Stich Tauben, die Anzahl ist hier nach oben offen. Hierbei wird nun  das Gesamtbild des Stiches bewertet, in etwa ähnlich wie bei den Kelebek. Bewertet werden die Häufigkeit der Drehvorgänge, die Fluggeschwindigkeit, das Schwarmflugverhalten und der Droppvorgang.

 

Diese beiden Flüge werden dann zu einem Ergebnis zusammengefasst.

Jeder Teilnehmer kann jährlich nur einmal teilnehmen!

Was an dieser Rasse noch interessant sein dürfte, ist die Farbe der Taube. Es gibt sie in allen Farben, aber die attraktiefste ist die Schwarz-Tigerung. Dieser Farbenschlag sieht man auch am häufigsten.

Man sagte uns auch, das der Flugstil dieser Rasse besonders gut bei starkem Wind zur Geltung kommt!

Gesehen haben wir das allerdings nicht, es war meist windstill.

 

Es gibt ja nun schon einige Dolapci-Züchter bei uns und wir wollen versuchen für diese Rasse eine vorläufige WO zu erstellen. Überarbeitet muss die dann sicher wieder werden, aber es ist dann ein Anfang gemacht.

In den nächsten Jahren wird sich nun zeigen, ob sich diese Rasse bei uns in der EFU behaupten kann.

 

Willi Baunach