Wutas in Griechenland

Bericht von Uwe Seeger

Das Verbreitungsgebiet der Wutas erstreckt sich vom Süden Griechenlands, von der Stadt Vollos bis hoch in den Norden nach Veria und Kosani. Etwa in der Mitte liegt Katerini. Paralia heißt der Urlaubsort in der Nähe, direkt an der Küste. Er befindet sich im schönsten Teil der griechischen Olympic-Küste, mit dem Berg Olymp im Hintergrund. Dieser Ort war der Ausgangspunkt für meine Wuta-Erkundungen in und um Katerini. In der Stadt Katerini selbst gibt es sogar einen Wuta-Club mit ca. 50 eingetragenen Mitgliedern und eigenen Fußringen. Darüber hinaus gibt es aber bestimmt noch mal so viele nicht organisierte Züchter, die nur für sich selbst züchten und fliegen. Vom Verein aus wird jährlich im Winter eine Stadtmeisterschaft ausgeflogen. Bei den zwei erstplazierten Züchtern durfte ich die Schläge und die Jungtiere im Flug bewundern . Wie man nun solche Leute kennen lernt ,werden sich bestimmt einige von euch fragen. Man muss natürlich kontaktfreudig sein, ein bisschen Englisch können oder wie ich ,Glück haben und einen Zoohändler kennen lernen. Der Zoohändler war 20 Jahre in Deutschland und wohnte damals nur 15 KM von meinem Heimatort entfernt. Durch diese Bekanntschaft konnte ich die Spitzenzüchter von Katerini kontaktieren und hatte keine Probleme mit der Verständigung.

Die Tauben. Es gibt zwei Typen von Wutas (griechisch :Voutes)

Einmal den normalen Wuta, der im Stich fliegt und sich in Kreisen hochschraubt, beim Stürzen extrem schnell wird und das Gefieder beim Landen pfeift bzw. rauscht. Dies ist der alte Typ Wuta, der meistens in Blau, jedoch auch in Schwarz, Rot, Blauscheck und Schwarzscheck vorkommt. Oft haben die einfarbigen Tiere einen weißen Schwanz. Der zweite Typ ist der Anevatoria-Wuta “Anevatoria” bedeutet “aufsteigen” bzw. ”Aufsteiger”. D. h. die Tauben kreisen nicht, sondern versuchen fast senkrecht aufzusteigen. Dabei stehen sie in einer Reihe oder hintereinander In der Luft. Der Flugstil ähnelt dem eines Nicolajewers oder einer Feldlerche. Nur die Körperhaltung ist aufrechter und der Flug etwas unruhiger als beim Nico.(Fast) ausnahmslos Blau herrscht bei den Anevatoria vor, jedoch ein helleres Blau als bei den normalen Wutas .Selten waren Blauschecken und Braunfahle darunter.

Die Schläge

In den Städten werden die Wutas auf den Flachdächern gehalten. Außerhalb sind sie in Gartenschlägen untergebracht. Volieren sind unbekannt. Die meisten Schläge bestehen aus drei oder mehr Schlagabteilen. Das kleinste Schlagabteil ist den Möwchen vorbehalten. Sie werden als Ammen und Dropper gebraucht. Geflogen wurden sie bei keinem Züchter, obwohl sie flugtüchtig aussahen. Was sofort auffällt sind die großen Türen, die sich über die gesamte Länge des Schlagabteils erstrecken. Sie werden zum Droppen geöffnet und die Stürzer können direkt bis auf ihren Platz im Schlag stürzen. Die Innenausstattung der Schläge ist spartanisch! In Zucht und Flugschlag sind ringsum, sprich an den Seitenwänden und der Rückwand,ca.20 cm breite Latten angebracht. Vier Reihen dieser Latten im Abstand von ca. 35 cm befinden sich in jedem Schlag. Zucht und Flugschlag unterscheiden sich lediglich durch die im Zuchtschlag angebrachten Oliven bzw. Feta-Büchsen. In ganz Griechenland finden diese großen Blechbüchsen Anwendung als Nistzellen.

Flug und Zuchtsaison

In dem Zeitraum, in dem wir als Mitteleuropäer in Griechenland Urlaub machen, also zwischen Mai und September ,bewegt sich bei den Wutas nicht viel. Meistens ist es zu heiß, nur Jungtiere werden morgens oder abends kurz aufgelassen, um sie einzufliegen. Ende September sind Alt-und Jungtiere durchgemausert und das tägliche Flugtraining kann beginnen. Wettflüge werden in den Wintermonaten durchgeführt. In Katerini und auch in den anderen mir bekannten Orten kommen nur Anevatoria-Wuta zum Wettflug. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Zucht von Anevatoria, normale Wutas sind in der Unterzahl. Zum Einfliegen, Stürzen lernen und Einfangen verlorengegangener Tauben kommen die normalen Wuta zum Einsatz. Von Februar bis Mai wird gezüchtet. Dann dienen die Möwchen als Ammentauben. Für uns unverständlich, denn Wutas und Anevatoria sind sehr gute Eltern und ziehen 5-6 Bruten jedes Jahr selbständig groß.

Wettflüge

Geflogen wird nur mit Alttieren. Der Pulk besteht aus 20-30 Tieren. Gewertet wird der Gesamteindruck der Flieger. Sie sollten möglichst nahe beieinander fliegen, keine Kreise ziehen, schnell und fast senkrecht aufsteigen. Selbstverständlich sollten sie auf das Droppen sofort reagieren. Der Sturz selbst, auf den wir den größten Wert legen, ist mehr Nebensache. Auf das Federrauschen und die hohe Geschwindigkeit,die man von den normalen Wutas kennt, kommt bei den Anevatoria nur abgeschwächter vor. Einige Züchter jedoch besinnen sich wieder auf die waghalsigen Stürze der normalen Wutas. So sind ab und zu wieder Wutas des alten Typus zu sehen.

Fütterung:

Gefüttert wurden Weizen, Gerste, Milo z. t. Sonnenblumen und Mais .Auch Kanarien oder Wellensittichfuttermischungen wurden als Leckerbissen gereicht. Die Möwchen hatten Standfutter. Bei den Fliegern wurde einmal “voll” nach dem Flug gefüttert. Abschließendes : Einige Dinge, die in früheren Artikeln berichtet wurden, bzw. die Aussagen von Wuta-Züchtern hierzulande betreffen, erscheinen nach dieser Reise in einem ganz anderen Licht .Z. B. dass die blauen Wutas die besseren Stürzer sind, wurde wiederlegt, da von dem alten Typus viele Tiere schwarz waren, oder auch rot. Die Farbenvielfalt bei den normalen Wutas ist größer als bei den Anevatoria. Auch gibt es regional verschiedene Namen (Bezeichnungen) für den Wuta. Es versteht zwar jeder das Wort “Wuta”, jedoch bedeutet es nichts anderes als “Stürzer” Ein Trugschluss ist auch, dass die Tauben in Griechenland das ganze Jahr über geflogen werden und dadurch besser fliegen als bei uns. Auch dort müssen sie nach der Sommerpause neu eintrainiert werden.

Auf jeden Fall ist Griechenland eine Reise wert!

Uwe Seeger

 

Links - Fredi Liebgott

Mitte - Jannis Vavliaras

Rechts - Uwe Seeger